2021-03-25 | Auf den Spuren christlicher Märtyrer im Bistum Aachen

von Prälat Prof. Helmut Moll, letzter Teil

Der Buchdrucker Wilhelm Jansen (1888-1942), geboren in Monschau, führte nach seiner Ausbildung eine Druckerei in Aachen. Von Beginn an stand er der Weltanschauung des Nationalsozialismus ablehnend gegenüber. Einer jüdischen Familie, die in seinem Haus lebte, verhalf er nach der Reichspogromnacht im Jahr 1938 zur Flucht in die nahen Niederlande. Mit Gleichgesinnten entschloss er sich im Jahre 1941, Flugblätter mit den berühmten Predigten des „Löwen von Münster“, Bischof Clemens August von Galen, zu drucken und zu verteilen. Das Vorhaben wurde verraten. Wilhelm Jansen und seine Frau gerieten in Gefangenschaft. Wilhelm Jansen transportierte man in das KZ Dachau, seine Frau in das KZ Ravensbrück. Den Strapazen der Lagerarbeit im Steinbruch konnte der Buchdrucker nicht lange standhalten. Er verstarb ausgemergelt und völlig erschöpft am 13. Juni 1942. Seine Frau überlebte die Haftzeit im Lager und verstarb im Jahre 1963. Der Frau, die das Ehepaar angezeigt hatte, wurde nie der Prozess gemacht. Im Jahre 1962 fanden die Urne mit der Asche des verstorbenen Wilhelm Jansen einen würdigen Platz auf dem Ehrenfriedhof der Stadt Aachen.

In Mechernich betrieb Bäckermeister Andreas Girkens (1883-1944) sein Familienunternehmen. Er pflegte freundschaftliche Beziehungen zu jüdischen Familien der Stadt. Sein festes Bekenntnis zur katholischen Kirche war bekannt. Den Eintritt in die NSDAP hatte er stets abgelehnt. Er wollte sich dem angeordneten Antisemitismus nicht beugen. Er weigerte sich nach der Reichspogromnacht am 9. November 1938, den jüdischen Mitbürgern den Zutritt in den Bäckerladen zu verwehren. Das Plakat „Juden unerwünscht“ sollte in seinem Schaufenster nicht zu finden sein. Andreas Girkens musste sich daraufhin großem Druck erwehren. In einem nächtlichen Überfall wurden seine Geschäftsräume verwüstet. Seine Familie stand unter ständiger Bewachung. Zahlreiche Schikanen folgten. Am 3. September 1944 wurde er schließlich wegen „Abhören eines Feindsenders“ verhaftet. Es erfolgte die Überführung in das Lager in Köln-Deutz. Hier wurde er gefoltert und drangsaliert. Sein Tod am 3. Oktober 1944 bereitete den Qualen ein Ende. Der Familie gelang es mit Bestechungsgeldern seinen Leichnam vor der Verbrennung zu bewahren und nach Mechernich zu überführen.

Johann Hubert Klinkenberg (1894-1942) wurde in Eschweiler in einer Eisenbahnerfamilie geboren. Er selber erlernte das Schlosserhandwerk. Nach dem Ersten Weltkrieg heiratete er und wurde Vater von zwei Kindern. Er besuchte die Maschinenbauschule in Köln und wurde zum Ingenieur ausgebildet. Johann Klinkenberg war als treuer Katholik bekannt. Die Pfarrgemeinde in Alsdorf-Schaufenberg hatte in der Familie Klinkenberg treue Mitglieder. Am 22. August 1937 kam es zur einer Provokation der Kirchengemeinde seitens der nationalsozialistischen Behörden. Die Kirchengemeinde erwartete neue Glocken, die allerdings bei der Anlieferung auf dem Fuhrwerk in Hakenkreuzfahnen gehüllt waren. Klinkenberg und der Pfarrer waren entsetzt und machten lautstark ihrem Unmut Luft. Diese Begebenheit verstärkte Klinkenbergs antinationalsozialistische Gesinnung. Er begann Flugblätter zu verteilen und verfolgte heimlich die Nachrichten ausländischer Radiostationen. Der Gestapo blieben diese Bemühungen nicht verborgen. Am 28. März 1939 wurde Klinkenberg verhaftet und landete nach der Untersuchungshaft in Aachen im KZ Flossenbürg. Dort verstarb er am 24. Juli 1942.

Der Reichsbahnassistent Matthias Eickels (1887-1942) entstammte der Ortschaft Klinkum, die heute ein Ortsteil von Wegberg ist. Der Vater einer Familie mit vier Kindern war am Bahnhof von Wegberg beschäftigt. Die Mitglieder der Familie galten als gute Katholiken. Schon bald kam es zu Konflikten mit dem NS-Regime. Sie entzündeten sich an ihrem aufrechten katholischen Familienleben. Matthias Eickels ältester Sohn trat nicht der Hitlerjugend bei, sondern blieb bei den katholischen Jugendverbänden. Der Eisenbahner beteiligte sich nicht am „Winterhilfswerk“. Er stellte sein Haus für den Religionsunterricht der Kinder zur Verfügung und schließlich fanden sich bei einer Durchsuchung Abschriften der Predigten des „Löwen von Münster“ Kardinal von Galen. Matthias Eickels wurde strafversetzt und von seiner Familie getrennt. Als aber all das zu keinem Einlenken führte, kam es zur Verhaftung und Überstellung in das KZ Dachau am 26. Juni 1942. Nach nur sechs Monaten erlag Eickels den Strapazen und starb am 10. Dezember 1942.

Prälat Prof. Helmut Moll, Köln

Es lohnt sich, das Andenken an diese Zeugen des Glaubens zu bewahren und zu pflegen. Sie bieten den Menschen unserer Zeit, die nach Orientierung und Halt suchen, als Vorbilder einen festen Ankerpunkt. Man darf sagen, dass in ihrem Leben Christus in der Mitte stand. Mögen sie durch ihr Beispiel helfen, Christus neu in Mitte zu nehmen.

Foto: Andreas Girkens, Johann Hubert Klinkenberg, Privatarchiv Dr. Moll

Nach oben scrollen