Heute, am Gedenktag Unserer Lieben Frau in Lourdes, wurde mancherorts dasselbe Evangelium gelesen wie schon Sonntag, den 16. Januar, nämlich das von der Hochzeit zu Kana. Wir danken Pfr. Dr. Rodheudt für die Erlaubnis, seine Predigt vom Januar zu veröffentlichen, in der er sehr plastisch die Fülle des Lebens aufzeigt, die Christus uns verspricht.
Unter den Partys, zu denen man im Laufe des Lebens eingeladen ist, bleiben in der Regel diejenigen am besten in Erinnerung, bei denen etwas schiefläuft, wo der Strom ausfällt, wo der fiese Nachbar dann doch eingeladen ist, dem man doch eigentlich nicht begegnen wollte, wo der Catering-Service den Termin vergessen hat, oder – wie etwa beim im Evangelium vorliegenden Fall – bei denen die Gertränke zu einem Zeitpunkt zur Neige gehen, bei dem man es nicht erwartet. „Herr, sie haben keinen Wein mehr!“ lautet die Worst-Case-Analyse der Gottesmutter Maria in Kana. Und das bei einer Hochzeit, die im Orient immer eine besonders füllige und gastfreundliche Angelegenheit ist. Was befürchtet werden muss, ist nicht nur der Stimmungsknick. Es steht auch der gute Ruf der Brautleute auf dem Spiel. Sie würden sicherlich als geizig und nicht genügend gastfreundlich in die Geschichte Kanas eingehen.
Es ist interessant, dass das erste öffentliche Auftreten Christi, dem wir hier in Kana beiwohnen, nicht eine spektakuläre Krankenheilung oder eine trockene Predigt ist, sondern der Besuch bei einer schlecht organisierten Hochzeit. Offenbar wollte der Messias Seine öffentliche Wirksamkeit von vorne herein unter eine bestimmte Überschrift stellen.
Die lokalen Zeitungen, so es sie damals gegeben hätte, sollten nicht titeln: „Ersehnter Messias hält Seine Antrittsrede!“ sondern eher „Hochzeit vor dem Super-Gau gerettet!“ oder „Wein-Sensation in Kana – woher kommt die Spitzenlage?“
Es geht bei dem, was wir heute im Evangelium lesen, also tatsächlich um ein direktes Eingreifen des Messias in den auf den ersten Blick profanen Organisationsfehler einer Hochzeit.
Auf den zweiten Blick erschließt sich daraus allerdings etwas anderes, weitaus wichtigeres. Denn wenn Christus eine nicht unbeträchtliche Menge schalen Wassers in edlen Wein wandelt – immerhin sechshundert Liter – , dann will Er damit eines von vorne herein klarstellen: Gott kommt nicht zu den Menschen, um ihnen die Lebensfreude zu verderben! Er ist nicht die himmlische Spaßbremse, der göttliche Polizist, der kommt, um aufzuräumen und die Verkehrschilder neu aufzustellen. Nein, der Messias kommt, damit wir das Leben haben und es in Fülle haben!
So wie die Wandlung des Wassers in Wein in einer riesigen, wahrscheinlich unnötig großen Menge geschah und wie der Wein, der dort zum Vorschein kam, weit besser war als alles Vorherige, so will Gott in der Sendung Seines Sohnes die Freude, den Frieden, die Wonne und die Geborgenheit des Menschen.
In Kana betritt der Messias die Bühne dieser Welt nicht mit einem kleinen Werbegeschenk, sondern mit einem Luxusgeschenk, mit einer Geste, die nicht in den grauen Alltag, sondern vielmehr in den Festrahmen einer Hochzeit passt.
Er will nicht beamtenhaft die Rettung der Welt abarbeiten. Er will sie retten, indem Er ihr mehr schenkt, als sie verdient hat. Der Hauch von Luxus, der die Hochzeit in Kana umweht, soll das Vorzeichen sein, unter dem alles Weitere im Leben des Messias steht. Gott schenkt sich selbst, Seine Größe, Seine Nähe, Seine Güte unverdient und gratis einer Welt, in der die Schwäche der Menschen die Freude trübt.
Allerdings – und das lesen wir auch aus der Begebenheit – all dies wird nicht einfach so rausgehauen. Es kann nur auf den Weg gebracht werden, weil die Diener der Gottesmutter gehorchen, die ihnen die Anweisung gibt. „Was Er Euch sagt, das tut!“ Das Wunder, das sich später ereignet ist also nur möglich durch den Gehorsam dem Willen Christi gegenüber.
Das Ja-Sagen zu Gott und das unabdingbare Vertrauen zu Ihm ist der Schlüssel zu dem, was sich an Großem ereignet. Der Herr versorgt die Gesellschaft nicht ungefragt und nicht gegen deren Willen. Er will vorher ihr Vertrauen sehen und den Gehorsam von Menschen, die bereit sind, zu tun, was Er sagt. Das ist der Schlüssel von der Trockenheit in die Lebensfreude, von der Gottlosigkeit in die Fülle des Lebens hinein.
Und so starten wir mit einer schönen Anregung in die Zeit des noch jungen Jahres: Schauen auf das, was nötig ist, Hören auf das, was möglich ist und das tun, was Gott sagt. Dann geschieht Großes unter uns. Weil dann Gott Menschen in uns findet, die sich ihrer Schwäche bewusst sind und von Ihm Rettung erwarten, die auf Ihn hören und die Er deswegen mit dem beschenkt, was sie erfreut und belebt: mit dem edlen Hochzeitswein Seiner Liebe. Wer den einmal genossen hat, der weiß, daß es sich lohnt, Gottes Willen zu tun, auch wenn es nicht immer einfach ist.
Denn dann wird die Party erst richtig schön, viel schöner, als es Menschen jemals hätten planen können.
Dann können auch die Ausfälle und bösen Überraschungen im Leben nicht verhindern, daß es eine Freude gibt über das Leben, die Liebe und die Zukunft. Denn all das stammt aus Gottes Hand für diejenigen, die das tun, was Er sagt!
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