Ehe und Familie sind unbestreitbar die Keimzelle einer Gesellschaft im Allgemeinen und für die der Kirche Christi im Besonderen. Durch die ganze Bibel hindurch taucht die Rolle von Mann und Frau als Ehepaar und Eltern immer wieder in Schlüsselstellen auf. Dies beginnt in der Genesis mit der Erschaffung des Menschen als Mann und Frau, setzt sich fort in den Gesetzen Moses zu Ehe und Familie und ist Thema in vielen Psalmen und den Prophetenbüchern. Im Neuen Testament tritt Jesus ein gegen Ehebruch, schenkt den Kindern besondere Aufmerksamkeit und korrigiert die Gesetze des Moses zur Unauflöslichkeit der Ehe (Mt 19,8 und Mk 10,6-9). Sogar sterbend am Kreuz gilt sein letzter Gedanke seiner Mutter und beauftragt den Jünger Johannes ihr wie ein Sohn zu sein.
Diese Zusammenhänge hat der heilige Papst Johannes Paul II systematisch untersucht, durchdacht, herausgearbeitet und in seiner „Theologie des Leibes“ zusammengefasst. In den Jahren 1979 – 1984 stellte er seine Gedanken in 133 Mittwochskatechesen vor und entwickelte ein Menschenbild, in welchem dem Leib eine besondere Würde zukommt, da er – untrennbar verbunden mit der Seele – integraler Bestandteil der Einzigartigkeit eines jeden Menschen ist. Durch den Leib des Menschen offenbart sich Gott, da der Körper in der Lage ist, unsichtbare Spiritualität offenbar zu machen. So führt er aus, welche göttliche Schönheit einer richtig verstandenen, sich schenkenden Sexualität innewohnt. Er spricht über die Berufung zur Elternschaft, das Verhältnis von Mann und Frau im göttlichen Heilsplan, Offenheit für das Leben, den Sinn des Lebens und den Bezug Christi zu seiner Kirche.
Die Schlussfolgerungen, die er aus seinem Ansatz ableitet, haben weitreichende praktische Auswirkungen auf das Zusammenleben der Menschen, auf die Sicht auf Ehe und Familie, sowie auf das Priestertum. Johannes Paul II. wurzelt mit seinen Gedanken tief in der Heiligen Schrift und gleichzeitig vermag er seine Ansätze so zu begründen, dass sie sich auch mit der menschlichen Vernunft ganz einfach und offensichtlich aus der eigenen Erfahrung erschließen lassen. Seine Werke zur „Theologie des Leibes“ sind in der breiteren Bevölkerung weitgehend unbekannt. Es gibt Theologen, die in diesen Schriften eine Saat sehen, welche das Zusammenleben der Menschen eines Tages grundlegend reformieren kann, wenn dieser Schatz einst wiederentdeckt wird.
Am vergangenen Wochenende, dem 28.-30. Juni 2019, fand im Kloster Rolduc in Kerkrade, Niederlande das 5. Internationale Symposium zur Theologie des Leibes statt. Drei Tage lang tauschten Theologen, Philosophen, Priester und Laien ihre Gedanken aus. In den englischsprachigen Vorträgen von erstklassigen Sprechern ging es um Themen wie:
- Vorbild Afrika: Anwendung der Theologie des Leibes um in eine Kultur des Lebens zu schaffen
- Diskussion zur Sterbehilfe betrachtet im Lichte der Theologe des Leibes
- Ist Gender wichtig für die Ehe? Der zentrale Aspekt des Männlichen und Weiblichen für die Ehe als gegenseitiges Geschenk in der Theologie des Leibes
- Die Heiligkeit der Menschlichen Sexualität
- Politische Auswirkungen der Theologie des Leibes
Während der Pausen wurden Fragestellungen in persönlichen Diskussionen vertieft. Die familiäre Atmosphäre und die gemeinsame Ausrichtung auf Jesus führten zu sehr vielen schönen Begegnungen mit den Teilnehmern aus aller Welt. Diese kamen aus den USA, England, Niederlanden, Frankreich, Nigeria, Trinidad & Tobago, Portugal, Österreich, Deutschland und vielen weiteren Ländern.
Das Symposium war eingebettet in bewegende Hl. Messen und Gebetszeiten. Es wurde am ersten Tag begonnen mit einer Heiligen Messe (zelebriert von Kardinal Eijk) und ebenso mit einer Heiligen Messe beendet (zelebriert von Weihbischof Mgr. De Jong). Ferner organisierten die Teilnehmer des Symposiums über die drei Tage und Nächte hinweg eine durchgehende Anbetung des Allerheiligsten.
Die Vorträge wurden auf Video aufgezeichnet und werden im Internet veröffentlicht werden, wo man sie sich kostenlos ansehen kann. Dort finden sich auch die Videos der vier vorangegangenen Symposien. Einen guten Einstieg in die „Theologie des Leibes“ bietet das Buch „Vision Liebe“ von Birgit und Colin Gams.
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